Furcht oder Motivation?

Gestern also wieder Therapie. 1 Stunde und 30 Minuten, 3 Zigarretten, Kritik und Lob, Tränen und eine Erkenntnis: Ich bin auf die Fresse gefallen, weil ich es nicht anders wollte und konnte. Ich bin gestolpert, weil ich vorher schon aufgegeben habe. Doch anstatt aufzustehen, hab ich mich dem Programm im Hinterkopf gebeugt und es abspielen lassen. Ich habe nicht selbstbestimmt MEIN Leben gelebt.

„Wenn Sie nur gewillt sind das zu tun, das einfach ist, wird das Leben beschwerlich sein. Aber wenn Sie bereit sind das zu tun, das schwer ist, wird das Leben einfach sein.“ [Eker]

Der einfache Weg. Der Weg des geringsten Widerstandes. Ein Weg, der erst am Ende immer schwierig wurde, wenn mein Versteckspiel aufgeflogen ist, die Lügengerüste zerbrochen und ich vor den Scherben meines Lebens gestanden habe. Der geringste Widerstand war auch, sich einfach den Arbeitsverhältnissen hinzugeben, brav das zu machen, was es gibt und auch nicht mehr. Ein gutes Pferd springt ja schließlich auch nicht höher als es muss. Oder? Warum habe ich eigentlich nicht vorher mein Leben in die Hand genommen und mich verwirklicht, gezeigt was ich kann und angefangen für Träume zu leben? Weil es nicht ging! Wie auch, wenn man sein ganzes Leben klein gehalten wird. „Du kannst das eh nicht.“ „Wie willst du das denn schaffen?“ „Das ist doch lächerlich, da nochmal ne Ausbildung zu machen.“ „War doch klar, dass du da nicht weiterkommst.“ Ehrlich? Ich hab mich doch selbst immer klein geredet, meine Fertig- und Fähigkeiten nach hinten gestellt und nicht für das gekämpft, was ich wirklich kann. Hätte ich es damals gewusst, hätte ich mein Abi gemacht. Ja, mein Abi! Das hätte ich geschafft! Ich war nicht dumm, ich war nur faul, frustriert und wollte rebellieren, damit ich gesehen und gehört werde. Was mir das gebracht hätte? Kann ich nicht beurteilen, aber ich würde es heute sogar noch nachholen wollen. Für mich. Zweifel, Kritik, Neid. Keine Ahnung was es noch alles ist. Ich habs angenommen, ich hab mich dem hingegeben, ich hab nichts mehr gegen gesagt und mich klein machen lassen. Unter Umständen nicht nur in solchen Dingen – des lieben Friedens wegen.

Vorbei! SCHEISSE JA! VORBEI MIT DIESEM MIST! Ich habe mich für die Veränderung und einen neuen Weg entschieden! Ja, eine vernünftige Therapie mit einem Therapeuten, der nicht nur zu den Stunden erreichbar ist, sondern einer dem ich verdammt nochmal alles anvertrauen kann. ALLES! Und das tut verdammt gut! Existenzängste? Mutlos? Angst vorm Scheitern? Wovor soll ich denn scheitern? Kann es denn noch schlimmer kommen, als arbeitslos zu Hause zu sein und sich dem Schicksal der Agentur für Arbeit zu fügen? Nein! Ich habe nichts zu verlieren. Und ich habe auch keine Lust aufzugeben. JETZT kommt meine Zeit! Auch wenn ich in den letzten Wochen schon viel für mich regeln konnte, kann ich zwar nicht alles beschleunigen, aber die Ergebnisse werden kommen. Warum habe ich nicht schon die Qualifikation oder Weiterbildung mit Frist beantragt? Warum habe ich nicht mal mehr Werbung für mich und die Fotografie gemacht? Angst, dass ich es nicht schaffe und scheitern werde! VORBEI! Seit Jahren habe ich einen Traum: Ich werde mein eigener Chef! Ich will mich nicht mehr von Arbeitgebern abhängig machen und stupide in irgend nem Büro sitzen oder mich im Schichtdienst plagen. Ich bin jetzt 32 und habe noch alle Karten in der Hand.

“Nur eines macht Dein Traumziel unerreichbar: die Angst vor dem Versagen.” [Coelho]

Schon vor Jahren gab es mehrere Abende, an denen ich mit 2 Freunden locker sowas geplant habe. 3 Menschen mit 3 unterschiedlichen Fähigkeiten aber einer grandiosen Idee. Es hat sich zerschlagen. Und ich behaupte, dass was hätte draus werden können. Sicher gibt es die Furcht zu scheitern, aber kann nicht genau diese Furcht auch mein Antrieb werden? Der Motor über dem Wasser zu schwimmen? Ich mache mich frei von meinen Selbstzweifeln und Selbstkritik. Stück für Stück. Und ich lasse mich auch nicht in die Abhängigkeit treiben, auf die Komplimente anderer angewiesen zu sein. Ich habe mittlerweile gelernt, auch auf mich stolz zu sein und selbst zu sagen, wann ich was erreicht habe. Und das habe ich mittlerweile. In kleinen Schritten. Innerhalb von wenigen Monaten. Das war 20 Jahre nicht möglich.

Ich bin stolz auf mich, weil …
… ich mir einen neuen Therapeuten gesucht habe. 
… tiefgründig über mich sprechen kann.
… Veränderungen zulasse und nicht den einfachen Weg gehe.
… ich es schaffe, meine Post zu öffnen, sie zeitnah zu bearbeiten und abzuheften.
… ich es schaffe, mich eigentlich umgehend um wichtige Termine zu kümmern.
… zuverlässiger in allen belangen werde. 
… nicht mehr immer „Ja und Amen“ sage. 
… anfange selbstbestimmt zu leben und mich nicht mehr abhängig von Gedanken mache.
… EHRLICH kommuniziere.
… auch sage, was ich denke – selbst wenn es dem anderen nicht gefällt.
… Lob annehmen kann. 
… meinen „Partnervertrag“ in der Beziehung einhalte. 
… konsequent nach Lösungen suche.
… endlich wieder erreichbare Ziele stecke. 
… auf mich und mein Wissen & Können vertraue. 

Nach wie vor wird es gute und schlechte Tage geben, aber ich kenne meine Aufgaben. Ich kenne die Wege, ich habe in meiner jetzigen Strategie nur immer nicht den direkten Weg gewählt. Es ist auch dafür jetzt an der Zeit. Und ich habe Zeit, nicht nur um den Haushalt zu machen oder rumzudaddeln. Nein, meine Zeit wird nun sinnvoller für die Zukunftsplanung genutzt. Ich werde bestimmt zwischendurch stolpern, aber nicht mehr verletzungsanfällig am Boden liegen bleiben! Ich will mich einfach nicht mehr der Lethargie der Dunkelheit hingeben, die Stille, den Frust, die Angst, den Kopfschmerzen und anderen Dingen. Sie werden kommen und gehen, aber ich darf sie kontrollieren. Und ich darf lachen. Genauso wie ich auch traurig und wütend sein darf. Meine Meinung zählt genauso und ich muss in meinem Leben nicht alles so akzeptieren, wie es ist. Gelernt habe ich es so, aber ich brauche das nicht. Und es geht mir gut, wenn ich mich vernünftig äußern kann.

Jetzt ist meine Zeit, mein Leben zu leben und mich zu verwirklichen.

*******************************

Kann man eigentlich oft genug „Danke“ sagen? Hmm. Nein. Heute mal ein dickes DANKE! an P., S. (mit mittlerweile Nachwuchs) und J. … es war ne verdammt geile Zeit damals, geniale Abende, grandiose Spinnereien und tiefgründige Gespräche. Menschen wie euch findet man nicht an jeder Ecke. Ihr wollt Namen? Nein! Sonst rennt ihr da auch hin und versucht euch zwei Wochen auf dem Sofa einzurichten, um am Ende mit J. ne WG zu gründen, die seinesgleichen sucht. Danke für die Spinnereien über eine eigene Firma. Sie waren genial und der Auftakt meiner Gedankenschmiede …

M.!!! M.!!! Ähm, M.!!! Nach wie vor an meiner Seite. Nach wie vor sage ich im Therapiegespräch „JA!“, wenn ich gefragt werde, ob du zu mir stehst. Einfach ist das alles sicher nicht. Erst nicht für dich, jetzt nicht für mich. Ich kann Abläufe nicht beschleunigen und dich nicht so einbeziehen, wie ich es möchte, damit du den Wahrheitsgehalt aller Aktionen und Termine mitbekommst, aber Ergebnisse und Lösungen sind auf dem Weg. Es ist nicht immer leicht, wenn wir beide über Frustgrenzen stolpern und mit den unerfüllten Wünschen leben, aber es ist schön, dass wir den Weg immer wieder zueinander finden. Danke für alles.

I. (und T.) … das ihr mich immer mal wieder auf dem Bau helfen lasst. Wer braucht schon Sport, wenn ich mich bei euch in der Hütte austoben lasst? Und vor allem den Witz, Humor und Lachsalven. Alter, wo gräbst du das bloß alles aus? Hää? Ungeahnter Vorteil: ich lerne handwerkliche Dinge und werde mich in Zukunft wohl nicht mehr rausreden können, wenn wer Hilfe braucht. Hut ab vor eurem Projekt und dem Durchhaltevermögen! Ich kann nur immer wieder betonen, dass das nicht für mich wäre, aber ich kann es als Vorbild nehmen, einfach nicht aufzugeben!

S. … öhm. Heute wieder 2.219 Wörter oder ne Kurzfassung? *gg* Kurz: Danke, dass wir uns so gefunden haben, du den Mut hattest mir zu mailen und wir uns so über die Themen austauschen können. Wir haben so schön festgestellt? „Wir können quatschen, belasten uns aber nicht.“ Der größte Vorteil der Erfahrungen: ich kann für mich auch immer noch mal reflektieren, ne andere Sichtweise für mich bekommen und mich wieder „erden“. Es tut gut zu schreiben und all die Gedanken in Worte zu fassen.

Dennis! Der einzige, den ich hier so öffentlich nennen kann, weil er sich selbst mit „Depressiv leben“ öffentlich macht. Ein Blog mit genug Informationen, Geschichten, Affirmation, Gedichten und einer Vorschau auf sein eBook. Bekannt aus Kindheitstagen, durch Zufall wiedergetroffen und heute ein wertvoller Gesprächspartner.

Danke auch an alle anderen in meinem Umfeld, die mich in irgendeiner Form unterstützt haben!

Auch interessant ...

2 Kommentare

  1. Wir sind weiterhin immer für dich da und wir haben diese Zeit auch genossen. Für uns war es nicht nur Spinnerei mit der eigenen Firma. Würden es sogar weiter spinnen bis zur Realisierung :-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert