Unbefristet.

Ein schönes Wort, oder? Un-be-fris-tet. Ein Wort, bei dem keine Steigerung möglich ist. Da ist etwas zeitlich nicht mehr begrenzt. Ja, natürlich kann ich den Einwand verstehen. Es KANN zeitlich nach hinten raus offen sein – es muss nicht. Nur weil etwas nicht befristet ist, muss das nicht so bleiben. Für alles wird es immer ein Ende geben.

Manchmal wünscht man sich ja eine Befristung. Für die Depression. Oder andere psychische Krankheiten. Oder anderen Krankheiten generell. Schön, wenn man frühzeitig weiß, dass es nur für einen bestimmten Zeitraum so ist. Auf der anderen Seite sind die schönen, unbefristeten Dinge. Liebe kennt keine Befristung. Liebe ist so wichtig in manchen Dingen. Liebe ist aber nicht nur unbefristet, sie sollte nach wie vor bedingungslos sein. Leben ist zwar befristet, aber wir kennen keinen Zeitraum. Wir kennen nur den groben Zeitrahmen. Philosophisches Geschwafel, oder? Zu abgedroschen? Richtig. Darum gehts auch eigentlich nicht.

Unbefristet. Mein befristeter Arbeitsvertrag lief am Freitag aus. Nach 6 Monaten im Unternehmen. 6 Monate, die auch die reguläre Probezeit waren. Und morgen? Geht der Spaß im unbefristeten Arbeitsverhältnis weiter. Verdammt, ja, das ist geil! Das ist verdammt geil! Ich bin für diesen Moment einfach mal stolz. Sehr stolz. Nach 5 Monaten Zeitarbeit in 6 Monate Befristung übernommen und nun? Nach oben offen.

Schwenken wir mal ein paar Jahre zurück. Moment. Jahre? Soweit muss ich noch nicht mal zurück. Noch vor der Zeit in der jetzigen Firma war es eigentlich nur der Kampf, durch den Tag zu kommen. Irgendwie. Leben. Oder überleben. Einfach nicht mehr all das fühlen zu müssen. Es war gar nicht möglich, einer geregelten Arbeit nachzukommen, auch wenn ich es wollte. Eigentlich wollte ich ja sogar, aber ich hab es nicht geschafft. Und ich wollte dann ja auch nicht irgendwas. Es musste zwingend was passendes für mich sein. Und ja nicht so weit weg. Eigentlich gab es sogar immer einen Grund, nichts finden zu müssen. Oder zu wollen. Oder eben auch nicht zu können. Wenn es in der Zeit eines gab, was ich wirklich gut konnte, dann Zeit vertrödeln. Tage überstehen. Über mich selbst enttäuscht sein. Enttäuscht, weil ich einfach nichts geschafft habe. Manchmal auch nicht die einfachsten Aufgaben im Haushalt. Da war ich halt. Zu Hause. Allein mit mir. Die Herzfrau arbeiten. Und ich? Habe ihr auch noch viele Aufgaben überlassen. Überlassen müssen. Es ging einfach nichts. Es gab nicht den Ansatz einer Hoffnung, dass ich nochmal einen tollen Job finde, dem ich regelmäßig nachgehen kann und möchte.

Dann kam die Auszeit. Ab da an war klar, dass es anders werden muss. Es kann besser werden. Ich habe es in der Hand. Und wir gehen hier den Weg zusammen, er war steinig genug. Und er wurde belohnt. Mit einem tollen Sohn, der unser Leben nun seit 8 Monaten bereichert. Er wurde belohnt, weil es eine Zeitarbeitsfirma, die mich trotz aller Lücken und Umstände eingestellt hat. Glück, weil ich einen Einsatz fast vor der Haustür bekommen habe. Und ich habe mich reingefuchst. In einen Job, den ich vorher nie gemacht habe. Die Belohnung war eine Übernahme nach schon 5 Monaten. Und heute? Sind wieder 6 Monate ins Land gegangen, ich bin immer noch am Ball und ich gehe noch immer gerne hin. Sie ist endlich wieder zu einen Stützpfeiler in meinem Leben geworden – nicht der unnötige, überdrüssige Ballast. Unbefristet.

So unbefristet, wie ich mit der Depression leben werde – ob sie kommt oder nicht. Ich bin vorbereitet.
So unbefristet, wie ich liebe. Mich. Mein Leben. Meinen Sohn. Und meine Frau.

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