„Ich will keine Ruhe! Nein! Meine Ruhe will ich nicht!“ Es ist Sonntag. Durchwachsenes Wetter. Ich bin – mal wieder – allein zu Hause. Morgens viel zu früh wach. 6 Uhr 10. Das heißt, ich habe mindestens 16 Stunden im Wachzustand vor mir. Nun, es ist halt Sonntag. Ich könnte die Zeit ja einfach so verbummeln, es steht ja nichts an. Einfach zurücklehnen und rumgammeln. Doch nach 10 Minuten macht sich Nervosität breit. „Scheiße. Was fang ich denn nun mit der Zeit an?“ Was man da nicht alles machen kann. Mal raus und spazieren, Wäsche, Haushalt, Kochen … Dinge, die unter der Woche liegen bleiben. Kennt ihr? Seid ehrlich! Wenn ja … aufpassen!
Dann lohnt es sich doch, wenn ich die Frage aufwerfe: „WARUM werde ich nervös, wenn es zu ruhig oder keine Beschäftigung da ist?“ Ganz klar: Ich habe dann einfach die Zeit zum Nachdenken. Mal wieder. Oder besser: wie immer. In der letzten Woche habe ich versucht, immer mal wieder abzuschalten, aber es wurde nicht besser. Morgens war ich unterbewusst so nervös und unruhig, dass ich hier nicht mal 5 Minuten stillsitzen konnte. Meinen Kaffee hab ich im Stehen getrunken. Ich war froh, wenn ich endlich loskonnte zum Praktikum. Japp, da ist es wieder. Die willkommene Ablenkung von den Gedanken, beschäftigt werden und sich kreativ auszuleben. STOPP! Hier klingeln also wieder alle möglichen Alarmglocken. Ich will etwas unternehmen und machen, bin im nächsten Moment aber wieder lustlos und verwerfe es. Ich muss mich beschäftigen und will schon gar nicht in die Gedankenkreisläufe rutschen. Ist das Erlernte verloren? Nein, nicht ganz. Ich muss mich nur wieder darauf besinnen und gezielt meine Übungen machen. Letztlich begünstigen auch wieder mal familiäre Umstände und andere „Kleinigkeiten“ mein Verhalten. So ganz abstellen kann ich es dann doch nicht. Muss ich auch noch nicht. Es ist ja klar, dass der Weg nicht einfach und schon lange nicht kurz sein wird. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch wieder kleine Erfolge. Ich rede Situationen nicht mehr klein. Egal, ob sie gut oder schlecht sind. Scheiße ist nun mal scheiße. Und gut ist gut. Es kann so einfach sein, wenn ich mich an ein paar Regeln halte.
Oft erwische ich mich auch wieder mit lebensmüden Gedanken. Aber sie sind nur Gedanken. Wie schon öfter erwähnt, werde ich sie nicht verteufeln. Sie sind ein Teil des Ganzen und tauchen gerade an den schlimmen Tagen immer wieder auf. Dennoch gibt es viel mehr Gründe weiter am Leben teilzunehmen, als es zu beenden. Das Leben hat einen Sinn, welchen weiß ich nicht. Ich werde auch nicht versuchen ihn zu erkunden. Das Leben ist immer lebens- und liebenswert. Das es Spaß macht, zeigen die kleinen Aktionen des Alltags. Letzte Woche Samstag geocachen im nahen Wald, mit einem Bekannten und seinem Sohn. Kurz, aber gut. Und vor allem lustig. Danach noch ein spontanes Treffen mit ehemaligen Mitpatienten aus der Therapie. Nein, ich musste mich auch nicht verstellen für die gute Laune. Es wird nur schwer, wenn ich allein irgendwas machen soll oder möchte. Dann bremse ich mich aus.
Was ist eigentlich mit Freund- und Bekanntschaften? Aus den Augen, aus dem Sinn?! Passt das? Ich behaupte: JA! Wie oft versprechen sich Menschen, dass sie sich – wenn eine gemeinsame Zeit zu Ende geht – regelmäßig melden oder sehen? Und was kommt bei raus? Im Durchschnitt sind es doch maximal 2 von 10 Menschen, die dann auch so intensiv in Kontakt bleiben. Für mich bleibt aber klar: ich laufe keinem mehr hinterher. Ich habe mich oft genug von mir aus gemeldet, werde mich aber auch bedeckter halten. Letztlich gibt es die guten Konstanten in meinem Leben und die sind mir wichtig. Die, die dann als wichtig erschienen, sind es nicht mehr. Man muss loslassen können. Und wisst ihr was? Das funktioniert sogar. Sich von Dingen und Menschen trennen, die einen zwangsläufig belasten könnten. Klasse Gefühl. Einfach mal den kompletten Müll aus dem Kopf rausbringen und Ordnung halten. Irgendwann kommt der Müll dann zwar doch wieder an und möchte recycled werden. Tja, was daraus dann noch entsteht? Oft sind es dann die gleichen PET-Flaschen mit dem ähnlichen sinnfreien Inhalt, der dann doch nicht schmeckt. Mir ist sogar völlig gleich, wer sich hierdurch nun angesprochen fühlt. Könnte ein schlechtes Gewissen hervorrufen, oder? Muss es nicht, bleibt wie ihr seid! Die wichtigsten Menschen melden sich ja regelmäßig und das ist schön so!
Ach … liebe Männer! Als kleinen Tipp: Es ist wundervoll, wenn die Frau sich freut, dass der Haushalt soweit gemacht ist und vielleicht nur Kleinigkeiten bleiben. Frauen freuen sich auch, wenn sie zum Essen eingeladen werden, kleine Überraschungen bekommen, ein paar liebe Worte oder ERNSTGEMEINTE Komplimente. Fragt doch mal, ob ihr eurer Frau was Gutes tun könnt. Oder macht es einfach. Kocht, macht die Wäsche (und fragt eure Frau auch, wenn ihr nicht wisst, wie es geht), kümmert euch. Warum ich das hier erwähne? Weil ich es kann. Also das hier zu erwähnen und selbst so zu leben. Und vor allem auch, weil mir dieses ganze Emanzipationsgehabe auf den Sack geht! Männer, die nichts im Haushalt können sind einfach nur unselbstständig.
Und mit diesen mahnenden Worten wünsche ich euch einen schönen Restsonntag. Ich werde mich auf die Couch lümmeln, freue mich auf Tacco-Salat und nicht auf das Abendprogramm. Tatort fällt ja aus. Hat die Politik ja super einfädelt.