Der innere Schweinehund …

… kann ein ganz aufdringliches, ekeliges Arschloch sein. Gerade dann, wenn ich mich eh schon nicht besonders fühle, genau dann ist er besonders daran interessiert, mich noch von allen anderen Sachen abzuhalten. Was das mit Depressionen zu tun hat? Den Schweinehund kennt doch jeder? Richtig! Jeder kennt ihn, aber in depressiven Phasen schaffen es die meisten noch weniger, etwas für sich zu tun und den Körper wahrzunehmen. In der Tagesklinik hieß es „Bewegungstherapie“; Schwimmen, Pilates, ein wenig Laufen, Badminton, Volleyball. Sehr reduziert, aber immer so, dass wir in Bewegung sind. Nicht verkehrt. Auf der einen Seite ist es eine Achtsamkeitsübung, auf der anderen Seite lenkt es von Gedankenkarussellen ab. Ich konzentriere mich auf meine Bewegungen und die Empfindungen dabei. Und warum schreibe ich das nun alles?

Tja, die letzten Jahre war an Sport nicht zu denken. Erst der Umzug aus der Großstadt weg, das Verlassen meiner Hobbyfußballmannschaft, danach die fehlende Motivation und am Ende gar keinen Antrieb mehr dafür, wirklich Sport zu machen. Sicher, Fahrrad fahren. Sitzte da auf nem ollen Drahtesel und radelst dir den Arsch wund. Hat aber auch eher nicht funktioniert. Zum Joggen hat es nie gereicht. Noch nie. Auch beim Fußball nicht. Aber die letzten Tage kam der Wunsch näher, dass ich endlich wieder was anfange, dem Schweinehund eins auswische und einfache anfange. Es hat funktioniert. Heute morgen nach Studios geschaut, direkt einen Probetermin bekommen und ich war da.

McFit

So ganz einfach war es aber auch nicht. Natürlich war ich zu früh da, und natürlich habe ich Zeit gehabt, ein komisches Gefühl aufkommen zu lassen. „Wie gucken dich die Leute an? Der Laden ist zu voll, wollen wir noch absagen? Gott, du bist zu fett, da machste dich zum Deppen.“ Am Ende habe ich gewonnen, auf ganzer Linie. Wie? Ganz einfach: Ich habe mir bis dahin immer kleine Ziele gesteckt.

Ziel 1: Studio finden, Termin vereinbaren.
Ziel 2: Hinfahren – nicht absagen.
Ziel 3: Reingehen.
Ziel 4: Umziehen und alles erklären lassen.
Ziel 5: Übungen machen.
Ziel 6: Umziehen, nach Hause.

Hätte ich das als großes Ganze genommen, wäre der Berg vielleicht zu groß und ich hätte das „einfach machen“ wieder verbannt, aber so? Funktioniert es. Sport ist und wahr für mich schon immer ein Ausgleich. Der Pol, bei dem ich mich auspowern kann (ohne falschen Ehrgeiz) und meine Gedanken eine ganz andere Richtung nehmen. Ich liege nun mit dem „wohligen Entspannt sein“ auf dem Sofa und schreibe. Es war ein weiterer nötiger Schritt für mich, um die bösen Geister zu besiegen und wieder ein Stück näher einem gesunden Leben zu kommen.

Übrigens:
Ziel 7: Durchhalten, motiviert bleiben.
Ziel 8: Gewicht reduzieren, Kondition verbessern.

… das werden noch Herausforderungen.

Auch interessant ...

4 Kommentare

    1. Ich glaube, diese Schweinehunde kennen wir alle in irgend einer Form. :) Die Geschichte ist schön, danke fürs Zeigen. :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert