Träume. Wir haben im Leben so viele Träume. Einer ist in den letzten Monaten immer wieder aufgekommen und hat mich noch nie losgelassen. Er hängt in mir wie ein Feuer, dass keiner gelöscht bekommt. Was mache ich nun mit so einem Traum? Einen Traum sein lassen und es so akzeptieren, oder setze ich ihn als Ziel? Der Haken an einem klaren Ziel ist ja, dass der Kopf dann unermüdlich nach Lösungen sucht, es möglich zu machen. Im Grundsatz ist das nicht falsch. Ganz und gar nicht. Aber … da ist es also wieder, diese leidige Aber, das mir immer wieder in die Beine grätscht und mich zurückwirft. Also habe ich zwei Möglichkeiten. Ich ergebe mich. Oder ich werfe es jetzt ins die Runde und gucke, ob es funktioniert.
Was hast du geträumt?
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich das erste Mal richtig Rad gefahren bin. Ich weiß aber noch, dass ich mit meinem Kinderrad in der Kolonie auf dem Schotterweg losgeschossen bin und der Ausflug im Zaun des Nachbarn war. An meinem .. äh .. irgendwelchen Geburtstag hab ich mein erstes „Herrenrad“ bekommen. Und ich? Hatte Gips. Liegegips wegen einem Bänderriss. Gefahren? Bin ich trotzdem. Ich habe gelernt, überall mit meinem Rad hinzufahren. Selbst zu meiner ersten Freundin bin ich fast jeden Tag die 22 km gefahren. Oder durch die Region. Es war kein Weg zu weit, keiner. Ich habe es geliebt. Manchmal bin ich einfach so durch die Gegend gefahren und mir vorgestellt, ich würde bei der Tour de France mitfahren. Irgendwann habe ich auch das alte Rennrad von meinem Vater geerbt.
Ein Rennrad. Ich wusste alles über das Windschattenfahren, die Taktiken, das Sprinten und allem, was mit dem Sport zu tun hatte. Aber so wirklich hat mir nie jemand zugetraut, dass ich es schaffen würde, da mitzumachen. Also bin ich Fußballer geworden. Nicht mehr. Eigentlich wollte ich ja genau das nicht. Ich wollte Radfahren. Immer wieder. Damals gab es noch das Volksradfahren und ich habe mir einen Spaß daraus gemacht, nicht entspannt durch die Gegend zu radeln, sondern die 30 km so schnell wie möglich mit meinem Mountainbike zu schaffen. Immer im Windschatten fahren, ausbrechen, treten, treten, treten, bergab auf dem Lenker liegen und … es in einer Stunde zu schaffen. Damals eben.
Und was ist daraus geworden?
Nichts. Nichts weiter außer dem Interesse am Sport. Die Tour de France im Fernsehen, die Berichte in Zeitungen oder die Nacht von Hannover gucken. Ansonsten? Nichts. Ich hatte für mich auch nie die Chance da Fuß zu fassen. Zwischendurch gab es mal ein annehmbares Fahrrad, aber auch eben nicht das Rennrad. Nichts, womit ich lange Touren und Geschwindigkeit fahren kann. Daraus geworden ist mittlerweile ein immer wieder aufkeimender Traum. Seit einem Jahr trainiere ich konsequent für diesen Sport. Ich fahre mit einem Trekkingrad, was ich etwas an mich angepasst habe. Vor 4 Jahren ein gebrauchter Schnapper, der treue Dienste leistet, aber ein Alltagskompromiss ist, weil er mich auch nicht nur sportlich von A nach B bringen muss, sondern auch den Fahrradanhänger mit Kind zieht. Trotzdem weiß ich, dass die „Maschine“ nicht das Rad ist, sondern die Maschine sitzt auf dem Sattel. Die beste Technik bringt nichts, wenn du nicht die Kraft und den Willen in die Pedale bringst.
Ich habe das große Ziel Volkstriathlon geschafft. Ich habe mein nächstes großes Ziel geschafft. Die magischen 100 km am Stück. Ich habe keine Lust, mich nochmal zu ergeben. Ich lebe damit Sport aus, den ich mir immer gewünscht habe. Ich bin zum Läufer geworden, der hart daran arbeitet, längere Strecken am Stück zu laufen. Ich bin Schwimmer geworden, weil ich das Wasser immer schon geliebt habe.
„Wie schaffst du es, deine Motiviation so hoch zu halten und immer weiter zu machen?“ „Ich habe angefangen zu glauben, dass ich Rennradfahrer bin, dass ich Läufer bin, dass ich Schwimmer bin. Ich habe geglaubt, dass ich Triathlet sein kann.“
Herr Bock @verbockt
Heute weiß ich, dass ich das alles bin. Ich bin ein Ausdauersportler, der noch in einem ungünstigen Körper gefangen ist. Ich habe mehr Willen, als ich das je geglaubt habe. Und ich lerne durch den Sport. Ich lerne, auf mich und meinen Körper zu hören. Ich lerne Mut, Disziplin und weiß, wie stark ich in vielen Sachen bin. Kennst du den Beitrag „Der Lauf meines Lebens„? Da habe ich eine Menge lernen müssen. Ich werde das nicht wieder aufgeben. Kannst du dir vorstellen, wie viel Kraft es kostet, wenn du abends nach einem sehr schlechten Tag doch noch die Laufschuhe schnürst und dich 4,5 km durch die Dunkelheit quälst? Weißt du, wie das für mich ist, wenn ich 20 km nur im Gegenwind hänge, gegen das Aufgeben kämpfe und am Ende doch durchhalte und 100 km gefahren bin? Ich weiß, ich kann noch mehr. Sportlich und mental.
Ich habe mit diesem Blog eine Reise gemacht. Vor 5 Jahren die ersten Worte. Vor 2 Jahren die Vorträge und Lesungen. Vor 1 Jahr der intensive Drang nach Sport. Und heute? Möchte ich meinen Traum leben. Es ist an der Zeit. Es ist an der Zeit, die wahnsinnige Reise weiterzumachen. Also? Gehe ich jetzt „alles oder nichts“.
Das ist das große Betteln
Ja, so fühlte es sich an. Auch jetzt noch. Ich bettle darum, dass mir jemand Geld für einen Luxusartikel gibt, den ich gar nicht wirklich brauche. Hier sind andere Sachen viel nötiger. Es ist vermessen, sowas dann zu machen. DAS sind meine Gedanken. Das geht auch noch anders. Ich habe von je her gelernt, mir solche „Luxusgegenstände“ leisten zu können, wenn ich sie mir erarbeitet habe. Ich habe es eben nicht verdient. Und warum sollte jemand so ein Projekt unterstützen? Es gibt Hilfebedürftige, die wahrlich mehr damit anfangen können. Ich kann mir nur das Sportgerät nicht leisten. „Dann bleibt es eben ein Traum.“ Warum sollte ich es also machen? Warum sollte ich ein Crowdfunding starten? Weil es Zeit ist. Ich musste in den letzten Tagen lernen, dass es Menschen gibt, die mir für mein Engagement etwas zurückgeben möchten – auch wenn ich immer noch gewillt bin zu sagen: „Was mache ich denn schon?“ JA; WAS MACHE ICH DENN SCHON? Ich hab ein paar Termine im Jahr, ich rede über Depressionen, ich schreibe hier ein bisschen über mich, schreibe Tweets und mache ein bisschen Sport. NA UND?! Nein, vielleicht ist es nicht „Na und?“, vielleicht ist es mehr.
Twitter: @Plumablouna
Du glaubst an deinen Traum, also gib ihm und anderen eine Chance, ihn wahr werden zu lassen.
Twitter: @seelenauftrag
Also wenn ich überlege, was du der Welt, den Menschen schon geschenkt hast, weil du über Depressionen redest, wieviel Zeit du investierst, finde ich, dass du ihnen und mir die Chance geben darfst, dich bei deinem Traum zu unterstützen.
Was soll ich jetzt noch machen? Mich schlecht fühlen? Nein, aber ich gehe mit gemischten Gefühlen an die Sache. Ich arbeite gerade noch gegen mich. Ich lasse es auf mich zukommen und … ach, ich hab doch keine Wahl mehr.
Alles oder nichts!
Wir machen das jetzt. Die Vorbereitung hat mich emotional schon einiges gekostet. Auch die Zweifel auszuräumen, ob und wie ich das verdient hätte, ist harte Arbeit. „Einfach machen“ war meine Devise. Und ich mache es einfach – auch wenn es zweifelnde Worte von außen gibt. Es gibt aber auch Menschen, die es unterstützen. Fakt ist: Schaffen WIR die Summe, geht der Traum in Erfüllung. Schaffen wir sie nicht, gewinne ich nichts und bekomme auch nichts. Das ist der Deal. Alles weitere steht in der Projektbeschreibung. Du kannst frei wählen, ob du eins der Give aways nimmst, eine freie Summe eingibst oder mir hilfst, indem du das Crowdfunding verbreitest. Wenn du die Give aways siehst, siehst du auch, dass ich bereit bin, einiges für diesen Traum zu geben. Bist du Teil meines Traumes? Dann los. Logo von fairplaid anklicken und mitmachen. MONTAG GEHT ES LOS.
Egal, was dabei passiert, ich bin jetzt schon dankbar. Für die Gespräche vorab, die Motivation und vor allem für Marco, der von sich aus einfach eines seiner Fotos versteigert hat, um mich bei diesem Traum zu unterstützen. Damit auch bei den beiden Menschen, die das Bild ersteigert haben und die Auktionssumme eben mal verdoppelt haben. Ich bin gespannt, was hier am Ende bei rauskommt. Danke für all die Menschen, die mich in irgendeiner Form unterstützt und begleitet haben.
3 Kommentare
„Ich habe mehr Willen, als ich das je geglaubt habe“
genauso ist es bei mir. es ist nicht leicht (es war nie), aber es lohnt sich.
danke für diesen sehr guten Artikel!
Endlich bin ich auf Deinen Blog gestoßen. Sehr genial, hier werde ich einige Zeit verbringen!!
Lustig, dass wir das gleiche WordPress-Theme verwenden. „Lustig“, dass wir beide was zum Thema Depression sagen können (ich hab das bisher nur nicht öffentlich gemacht..)
Lustig, dass bei uns beiden das Rad eine große Rolle spielt.
Ich werde Deinen Plan unterstützen. „in bocca al lupo“ – wie der Italiener sagt!!
Beste Griass aus den Alpen,
JvS
Hallo Markus,
ich war heute zu Deinem Vortrag in Gera an der SRH. Ich war überrascht, denn ich hatte einen Dozentenvortrag erwartet. Das war viel besser und aufschlußreicher aufgrund Deiner Authenzität. Danke für Deinen Mut.Ich bin immer noch beeindruckt und befangen.
Ich hatte Dich angesprochen. Wir haben leider einen Suizidfall im Familienkreis und haben bzgl. dessen sehr kurzfristiger Entwicklung leider nichts bemerkt.
Seither gibt es viele Fragen.
Da helfen Deine Darlegungen für das Verständnis der Denk-und Gefühlsweise einer solchen betroffenen Person.