… oder doch? Ich muss mich ändern. Ich muss abnehmen. Ich muss einen Brief verschicken. Ich muss jemanden anrufen. Ich muss das Fahrrad reparieren. Ich muss einen neuen Arbeitsplatz finden. Ich muss … Nein! Ich darf! Und ich möchte! Mir ist gerade jetzt wieder bewusst geworden, wie oft sich das Wort „muss“ in den Alltag mit einschleicht und unterbewusst einen Druck aufbaut, der sogar in Stress ausarten kann. Achtet ihr manchmal darauf, wie oft ihr das Wort benutzt? Müssen gibt jeder Handlung oder jedem Vorhaben irgendwie einen konsequenten Beigeschmack, der die Handlung zu einem Zwang werden lässt. Sicher gibt es genug Situationen, wo ich das Wort bewusst nutze, um meinen inneren Schweinenhund einen gehörigen Arschtritt zu verpassen, aber andererseits muss ich (da ist es wieder) mir den Druck nicht aufbauen.
Ein Großteil meiner Kommunikation passiert im Alltag nur noch über Whatsapp. Ich habe da ein Tool gefunden, dass den kompletten Nachrichtenverlauf auswertet. Ich sehe nun also nicht nur, mit wem ich wie viel Nachrichten in einem bestimmten Zeitraum geschrieben habe, ich kann nun auch sehen, welche Wörter am meisten benutzt wurden.
In den letzten 200 Tagen:
Erschreckend, oder? Ich habe damit nicht gerechnet, dass es das meist genutzte Wort ist. Damit weiß ich aber auch, dass ich es noch nicht geschafft habe, Situationen mit „ich darf“, „ich kann“, „ich möchte“ zu entkräften und weniger Druck aufzubauen. Aber wie schaffe ich das? Wie trickse ich die Muss-Gedanken aus und formuliere es positiver?
Ein Beispiel, wie es funktionieren kann und warum sich das „müssen“ negativ auswirkt:
Morgen, Montag, Praktikumstag. Im letzten Beitrag stand ja, dass ich für einen Weg knappe 9,9km fahre. Gehe ich nun an den morgigen Tag und denke schon darüber nach, wie er ablaufen kann, drängt sich der Gedanke auf: „Ich muss morgen früh mit dem Fahrrad fahren, es ist ja repariert. Wird sicher gut. Oh, ich muss dann ja auch mit dem Fahrrad nach Hause. Hmm.“ Spätestens da kommt der fade Beigeschmack und kratzt jetzt schon an der Motivation. Drehe ich den Spieß für mich um, dann komm ich mit: „Ich darf morgen endlich wieder mit dem Fahrrad fahren. 10km sind gar nicht schlimm, habe ich ja oft gemacht. Die 10km nachmittags wieder nach Hause schaffe ich dann ja auch locker. Zur Not komme ich ja auch noch anders weg.“ Das klingt doch schon gar nicht mehr so negativ oder? Finde ich auch.
Also darf ich alles machen wollen, manches muss ich machen, aber ich entscheide mich ganz allein dazu. Aber soll ich euch auch verraten, dass diese Theorie immer leicht geschrieben? Es ist unglaublich schwer, das eigene Denken in diese positive Richtung zu bringen. Achtet mal auf euch und wie oft ihr etwas machen „müsst“, weil ihr es so sagt.
Ein Kommentar
Ich denke, das ist deswegen so schwer, weil es uns Depressiven auch so viel Kraft kostet etwas zu tun. Selbst bei Dingen, die einem sonst eigentlich Spaß machen.