… sagt Byron Katie. Ich soll einfach lieben, was ist. „Ich weiß nicht, was und wie ich damit etwas anfangen soll“, war der erste Gedanke, als ich darauf gestoßen bin. Wie? Nun ja, durch einen Vortrag von Robert T. Betz. Ich kann nichts mit Spiritualität und Gott anfangen, wahrlich nicht, aber es sprach auch nichts dagegen, mich etwas mehr damit zu beschäftigen. Es kann ja nichts passieren, wenn ich mir den Vortrag oder das Hörbuch antue. Doch! Ich könnte eventuell noch andere Überzeugungen bekommen. Ausschlaggebend hierfür war auch mein Therapeut, der mir ein paar Fragen zum Nachdenken mit auf den Weg gegeben hat. Der Haken an der Geschichte? Es klingt alles so banal einfach, dass ich das selbst nicht immer für voll nehme und ausprobiere. 4 Fragen, die mir mehr Selbsterkenntnis bringen. Worum geht es nun bei Byron Katie oder Robert Betz?
Eigentlich ganz einfach: Beide vermitteln, dass ich meine Gedanken und Überzeugungen überprüfe. Ausgangspunkt bei vielen Denkkreisläufen und Selbstzweifeln ist ja nach wie vor, die Überzeugung, dass alles schlimm, schlecht und schwierig ist. „Ich kann das einfach nicht. Ich finde mich schrecklich. Immer wieder passieren mit schlimme Dinge. In der Beziehung läuft es nicht, weil ich nicht fähig dazu bin, eine zu führen und mich zu ändern.“ So oder so ähnlich funktioniert hat es bei mir ja auch funktioniert. Und wie oft, machen wir das Verhalten von Freunden, Partnern und Angehörigen zu einem Problem, weil es nicht unserem Wunsch oder Verhalten entspricht? Wie oft reißt es uns dann in einen Strudel der negativen Gedanken? Und wie oft landen wir dann in Zweifeln und Sebstvorwürfen? Oft genug, oder?
Wenn ich nun anfange, meinen Gedanken und den Glauben (nicht den an Gott!) auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen, passiert folgendes:
Glaube: „Ich kann mich nicht kümmern, alles ist meine Schuld. Und die Beziehung geht kaputt, weil ich mich nicht äußern kann, weil ich so depressiv bin. Ich war noch nie beziehungsfähig.“
Ich glaube also, dass es so ist. Dieser „Befehl“ geht direkt an meinen Verstand, der permanent damit beschäftigt ist, meine Gedanken zu überprüfen und diese zu bestätigen. Und er wird immer etwas finden, was meine Überzeugungen bestätigt. Immer! Oder wie ist es sonst möglich, dass ich mich permanent schlecht reden kann? Der Verstand wühlt in der Vergangenheit und findet auch Vorkommnisse, bei dem er dem Glauben sagt: „Hier, siehste? Da hätteste das besser machen können! Haste auch mal kurz verkackt, oder?“ Egal, was ich denke (oder glaube), der Verstand kontrolliert es. Immer wenn ich in „hätte, könnte, sollte, würde“ denke, kann es nur nach hinten losgehen. „Hätte ich mich anders verhalten, wäre das nicht passiert. Würde ich nicht immer depressiv sein, könnte mein Partner mich besser verstehen.“ Warum also die Gedanken in die Richtung laufen lassen?
Hier schließt Byron Katie an: Ich kann mit 4 Fragen den Wahrheitsgehalt meiner Gedanken überprüfen. Ja, ich bin da auch sehr skeptisch, aber ich probiere es einfach für mich. Und im Grundsatz arbeite ich da auch schon ähnlich bei mir mit „Akzeptiere, was du nicht ändern kannst.“ Nur diesmal drehe ich den Spieß um. Was sind also die 4 Fragen und wie funktioniert es? Meine Kurzversion:
„Ich bin sauer, weil XY mich nicht wahrnimmt und sich nicht um mich kümmert.“
1. Ist das wahr?
– Ja.
2. Kann ich wirklich wissen, dass es wahr ist? Kann ich ganz sicher sein?
– Nein.
3. Wie fühle ich mich, wenn ich diesen Gedanken denke?
– Schlecht. Allein gelassen. Mein Tag wird wieder voller schlechter Laune sein.
4. Wer wäre ich ohne den Gedanken? Wie würde ich mich ohne den Gedanken fühlen?
– Ich wäre entspannt und würde mich lockerer fühlen.
Und jetzt kehre ich den Gedanken um und versuche 3 Beispiele zu finden:
„Ich höre mir selbst nicht zu und kümmere mich nicht genug um mich selbst. XY fragt mich öfter, wie es mir geht. XY, nimmt mich öfter in den Arm. XY, bringt auch kleine Aufmerksamkeiten als Zeichen der Liebe mit.“
Spätestens jetzt merke ich, dass mich in den „Angelegenheiten“ von jemand anderem bewege und nicht ganz bei mir selbst bin. Es hat mich sauer gemacht, dass XY mich nicht so wahrnimmt, wie ich das möchte, merke aber auch, dass ich mich selbst nicht wahrnehme. Ich war in der Situation gestresst, frustriert, enttäuscht. Wenn ich es umkehre, nehme ich mir selbst das Negative an meinem Gedanken und kann die Situation wieder klarer sehen.
Auch für mich ist diese Methode noch Übungssache, aber ich konnte sie schon ein paar Mal erfolgreich einsetzen. Es ist wirklich banal, oder? Ein Gedanken ist nun mal ein Gedanke. Gedanken kommen und gehen, aber ich muss sie nicht als Wahrheit ansehen. Ich werde die Methode noch weiter in meinen Alltag einbauen und ausprobieren. Und ich kann jedem nur empfehlen, den Gedanken auch aufzuschreiben! Ein aufgeschriebener Gedanke ist schwarz auf weiß, er ist nicht verrückbar und am Ende leichter zu überprüfen. Ansonsten bleibt die Gefahr, dass der Verstand immer weiter nach Negationen und Bestätigungen sucht.
Sicher wird es weiter Situationen geben, in denen ich mich ärgern will, wütend sein möchte, traurig oder auch frustriert. Gefühle wollen ausgelebt werden und nicht unterdrückt. Doch bevor mich der Gedanke zu weit begleitet, habe ich so eine Möglichkeit, mich zu überprüfen.
Zu „The Work“ gibt es eine kleine Einführung und Arbeitsblatt hier. Probiert es aus, ich bin gespannt, ob und welche Erfahrungen ihr damit macht. Ihr habt noch Fragen dazu, wie ich damit umgehe? Oder braucht ne kleine Hilfestellung? Dann schreibt mir!