Es gibt Texte in Notizbüchern, die verschwinden für immer. Es gibt aber Texte, die müssen gesehen werden, weil sie nicht nur lesenswert, sondern fühlenswert sind. „Ich schenke dir diesen Text, für dich zur weiteren freien Verwendung. Denn ohne dich würde er noch immer in dem Notizbuch rumliegen. Unbeachtet, vergessen. Drüber reden, Mut haben sich zu öffnen und zu zeigen. Irgendwie ist dieser Knoten nun, nach zwei Jahren geplatzt. Ich habe wieder Lust, mir zu schreiben. Meine Gedanken zu fokussieren. Das, was ich vergessen habe – obwohl es in der Reha exakt das war, was mich wieder auf den Weg zurück begleitet hat“, hat Daniel mir in der Mail geschrieben. Ich bin dankbar für das Geschenk, weil es auch mir nochmal zeigt, wie Achtsamkeit mit mir selbst funktionieren kann.
Daniel Barth
Abschalten ist eine Sache, die mir generell schwer fällt. Meine Depression ist eine aggressive Depression. Sie schreit, wo ich still bin.
Auf einmal stehst du da. Mitten im Wald. Du fühlst. Fühlst tief in dich hinein. Spürst. Spürst nur dich. Bist ganz und gar bei dir. Dein Atem geht tief. Bis in den Bauch hinunter. Du spürst die kühle und klare Luft. Du fühlst,wie sie in deine Lunge strömt. Es brennt kurz im Hals. So kalt ist sie hier.Hier im Wald. Auf der langen Reise zu dir.
Es genügt ein kurzer Spaziergang in der Natur und du bist gelöst.Alles, was dich vermeintlich zu Boden drückt, hast du abgelegt. Aus einem Impuls in dir, hast du diesen Weg eingeschlagen. Neue und unbekannte Strecke. Neuer Kurs: Das „DU“, deine innere Ruhe. Zögernd hast du dich auf den Weg begeben.Mit schmerzenden Füßen bist du aufgebrochen. Aus einem inneren Impuls bist du immer höher auf den Berg gelangt. Du bist gestolpert. Wolltest dich dem Schmerz ergeben. Aus einem simplen Gefühl heraus kam die Lust, das Abenteuer zu wagen.Schritt für Schritt dem Ziel entgegen. Die Seele füttern gehen, ihr Flügel geben. Als der Schmerz nicht mehr zu ertragen war, hast du dich besonnen.
Musik sollte dir Antrieb geben. Mechanisch hast du die Kopfhörer aufgesetzt. Schutz vor den Zweifeln, den diese Welt in dich pflanzt. Ein Kokon, der dir Geborgenheit gibt. Du läufst so weiter. Der Takt trägt dich. Deine Gedanken fliegen und ergeben sich der Melodie. Der ständige Schlag der Drums löst die dunklen Ideen auf. Du spürst die kalte Luft,wie sie dein Gesicht berührt. Der Takt treibt dich voran. Höher. Weiter. Du passt dich deinem eigenen Rhythmus an. Du wirst eins mit ihm und schwebst.
Plötzlich bleibst du stehen. Du merkst, wie die Kälte weicht.Sonne wärmt dein Gesicht. Wärme durchströmt deine Haut. Licht scheint durch deine Lider, wenn du sie schließt. Du stehst auf einer Lichtung. Das Gesicht zur Sonne gerichtet. Dein Atem geht ruhig. Dein Fuß wippt im Takt der Musik.Deine Lippen bewegen sich und formen stumm den Text. Trance setzt ein. Licht und Wärme werden von dir aufgesaugt. Leben durchfließt deine Adern. Gelöst,entspannt und in dir ruhend stehst du dort. Der kalte Wind frischt auf. Du trotzt der Kälte und bewegst dich, um die Wärme und das Licht in dir zu erhalten. Du trittst auf der Stelle, bis der Takt der Musik dich erfasst.Allein, aber glücklich, stehst du da. Du fühlst und umarmst die Hymnen einer längst vergangenen Jugend. Jetzt bist du da! Der Punkt, an dem Herz und Kopf sich nicht mehr verstehen wollten. Zum Klang der Musik in deinem Ohr beginnt die Versöhnung. Die Versöhnung mit dir selbst. Aus Schmerz wird Liebe. Liebe zu sich selbst.
Licht scheint durch deine Lider, wenn du sie schließt. Du stehst auf einer Lichtung. Das Gesicht zur Sonne gerichtet. Dein Atem geht ruhig. Dein Fuß wippt im Takt der Musik.Deine Lippen bewegen sich und formen stumm den Text. Trance setzt ein. Licht und Wärme werden von dir aufgesaugt. Leben durchfließt deine Adern. Gelöst,entspannt und in dir ruhend stehst du dort. Der kalte Wind frischt auf. Du trotzt der Kälte und bewegst dich, um die Wärme und das Licht in dir zu erhalten. Du trittst auf der Stelle, bis der Takt der Musik dich erfasst.Allein, aber glücklich, stehst du da. Du fühlst und umarmst die Hymnen einer längst vergangenen Jugend. Jetzt bist du da! Der Punkt, an dem Herz und Kopf sich nicht mehr verstehen wollten. Zum Klang der Musik in deinem Ohr beginnt die Versöhnung. Die Versöhnung mit dir selbst. Aus Schmerz wird Liebe. Liebe zu sich selbst.
Wie zum Zeichen der Versöhnung umarmst du dich. Du hebst die Arme und breitest sie aus. Du bist die Musik. Du tanzt. Du tanzt wie damals. Nichts kann dich jetzt verletzen. Du schöpfst die Stärke. Deine innere Kraft lässt dich mit einem Lächeln auf dem Gesicht hier stehen. Du gehst aus dir heraus. Du hast ein Ziel erreicht: Du bist ganz bei dir. Ein Strahlen durchströmt dich. Es kommt tief aus deinem Inneren. Du genießt.
Der Weg zurück fühlt sich merkwürdig an. So gelöst warst du lange nicht mehr. Die Hektik der Mensch um dich herum lässt dich plötzlich kalt. In Gedanken stehst du noch auf der Lichtung. Deiner Lichtung. Das Strahlen wärmt dich auch jetzt noch. Du hast beschlossen, es festzuhalten. Es soll dich an dunklen Tagen zurück bringen. Zurück an den Ort der Versöhnung. Der Versöhnung mit dir.
Daniel Barth
Früher war ich laut, weil ich nicht mehr konnte. Das ist noch nicht einmal mangelnde Selbstbeherrschung gewesen. Ich war so fertig, dass ich mir mit Schreien die Seele erleichtert habe.
„In der Klinik – diesen Monat ist es circa zwei Jahre her – habe ich meinen inneren Antrieb wieder gefunden und Stille aushalten gelernt. Auch die eigene Stille. Ich habe mich wieder erden können – zumindest so, dass mein Ventil nicht mehr die Aggression ist. Irgendwann im Laufe dieser Reha habe ich zu meiner Kladde gegriffen. Und ich habe geschrieben. Meine Seele hat sich freigekämpft.“
Daniel Barth / Twitter: @shadowbembel
Leben ist nicht nur das Gefühl mit sich allein zu sein, wenn es dunkler, schlimmer und lauter wird, sondern auch zu lernen, dass das Alleinsein und die Stille für sich selbst eine Menge Kraft erzeugen kann. Oft wollen wir gar nicht allein sein – oder können es gar nicht – weil die Stille viel zu schwer auszuhalten wäre und die Gedanken immer lauter werden. Aber wenn du dich mal darauf einlässt? Wenn du versuchst, all die Worte zu finden, die sonst nur sehr schwer rauskommen? Wenn du einen Stift nimmst und anfängst zu schreiben? Dann kann etwas entstehen. Ruhe, Reflexion, Entspannung, Nähe zu sich selbst.
Danke für diesen Text.
2 Kommentare
Lieber Daniel,
auch ich sage DANKE fuer deinen Text der mich sehr beruehrt hat. Ich habe mich, in deiner Beschreibung der Stille, dem Gehen in der Natur sehr wiedergefunden. Ja, einfach ist es nicht immer, die Stille zuzulassen.
Wenn ich Dir schreibe dass ich im Einzelhandel arbeite, in einem Einkaufscenter und Du Dir kurz die dazugehoerige Geraueschkulisse vorstellt, dann weisst Du, was ich meine. Auch ich brauche dann den Ausgleich, das in-die-Stille-gehen und das-die-Kopfhörer-auf-dem-Heimweg-ueberziehen und in meine eigene, musikalisch untermalte Welt gehen.
Dein Gastbeitrag ist ein starker Beitrag. Starke Menschen schreiben starke Beitraege. Ja, manchmal ist es so einfach; Du wirst vielleicht sagen, dass „das“ mit dem Starksein eine sehr verwegene These von mir ist. – An mich wird diese Charakterisierung auch ab und an einmal herangetragen und ich bin dann auch immer etwas skeptisch ob dem so ist. Aber da Du so formulieren kannst sehe ich diese Charakteriesung doch fuer berechtigt. Vielleicht siehst Du es nicht jeden Tag, aber Du bist es.
Für deinen Weg wuensche ich Dir weiterhin viel Kraft, Ausdauer und Menschen um Dich, die fuer Dich da sind. – Und ich faende es sehr schoen wenn man ab und an wieder etwas von Dir lesen wuerde und kann.
Gruesse !
Uwe
Lieber Uwe,
danke dir für deine Worte. Ich habe lange überlegt, wie ich antworten sollte. So komisch es klingen mag: Ich bin platt, dass ein so simpler Text Anklang gefunden hat. Ich kann nur eins sagen: Danke! Danke, für das Ermutigen. Besonders an Markus.
LG
Daniel