Eigentlich wollte ich aus verschiedenen Gründen auf einen Rückblick auf 2015 verzichten. Vor allem, weil mir mittlerweile die Zeit fehlt und ich es nicht immer schaffe, mir die Zeit zum Schreiben zu nehmen. Warum ich jetzt trotzdem schreibe? Ich muss mir nochmal bewusst machen, wie besonders dieses Jahr ist. „Müssen“? Ja. Klar. Wie schnell sind Momente vergessen und sind plötzlich „ganz normal“. Sicher, da sind Dinge ganz normal – aber nicht für mich. Nicht nach den letzten Jahren. Nicht nach all den selbstgemachten Stolpersteinen und „verbockten“ Chancen.
Ich liebe mittlerweile. Nicht nur meine Frau. Nein, auch meinen Beruf. Wenn mir vor Jahren einer mal gesagt hätte, dass ich in der Logistik unterwegs bin, Lieferscheine mache, LKWs be- und entlade, mit dem Stapler über den Hof jage, ein- und auslagere und andere Dinge mache, den hätte ich wahrscheinlich gnadenlos ausgelacht. Büro. Es gab nur das Büro für mich. Dreckig machen? Anpacken? Niemals! Im Leben nicht! Auf keinen Fall. Heute? War es eine der besten Entscheidungen. Angefangen hat der Weg in der Auszeit. Nachdem ich einfach mal eben meinen Staplerschein gemacht habe, war ich zwar immer noch nicht überzeugt, dass ich das auch wirklich machen möchte, aber eine kleine Zeitarbeitsfirma hat mir die Chance gegeben, hier ortsnah einen Einsatz zu bekommen. „Staplerfahrer“. Nun ja. Zeitarbeiter eben. Befristeter Einsatz. Einkommen nicht besonders, aber zum Überleben reicht es. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es doch ne Menge Spaß macht. Und mit etwas Engagement kommen auch Aufgabengebiete dazu. Die Grenze zum „ich möchte das nicht machen, ich bin nur der Zeitarbeiter“ und „ja klar, her mit den Aufgaben“ war sehr verschwommen. Über jede neue Aufgabe, die ich selbstständig machen durfte und den „Du machst das schon“ war ich glücklich. Und stolz. Es war ein nicht laut ausgesprochenes Lob. Ich habe wieder Spaß an der Arbeit gefunden. Das war über Jahre einfach nicht möglich. Heute? Bin ich nicht mehr „der Zeitarbeiter“. Ich habe meine Festanstellung (wenn – wie alle in der Firma – erstmal befristet). Ich verdiene etwas mehr. Ich hab eigene Aufgabengebiete. Ich habe gezeigt, dass man sich auf mich verlassen kann. Natürlich gibt es auch Momente, in denen mich der Job ankotzt, aber das ist eher den Kollegen geschuldet. Ich habe eine Aufgabe und werde gefordert. Und vor allem ist es kein stupider Job. Ich mag ihn.
Ich liebe noch mehr. Ja, meine Frau und den Beruf. Aber auch das Leben. Mein Leben. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Kontakt mit meinem Freund hatte. Vielleicht ist er spazieren. Oder im Winterschlaf. Vielleicht ist er auch auf dem Pilgerweg und versucht sich jetzt selbst zu finden. Er ist jedenfalls nicht mehr da. Es gibt beschissene Tage – die wir alle haben – und es gibt richtig beschissene Tage. Nur der Gedanken und der Freund kommen nicht mehr. Ja, das liebe ich. Ich liebe es, wieder ein Leben zu haben. Ich fühle mich nicht mehr wie ferngesteuert und auf diesen einen Punkt getrimmt. Das fühlt dich verdammt gut an.
Ich liebe noch was. Jahaa, meine Frau, den Job und das Leben. Aber da ist noch was. Und das wird stetig größer, agiler und lauter. Mein Sohn. Ich werde hier nicht viele Worte verlieren. Ihr – die ihr Eltern seid – wisst, wie sich das anfühlt. Ihr – die es (noch) nicht seid – es fühlt sich schlimmer (im guten Sinn) an, als euch die Menschen dann erzählen werden. Dieses kleine schreiende, motzende, fordernde und so verdammt viel lachende Bündel Mensch … verrückt! Und dieses kleine Bündel Mensch schenkt mir – äh .. uns! – jeden Tag so viele tolle Momente. Jeden Tag!
Natürlich liebe ich noch was. Jaaaaa doch, mein Kind, den Job, das Leben – aber vor allem meine Frau! Die Frau, die mir in all den Jahren zur Seite gestanden hat und nicht aufgegeben hat. Die Frau, die hier so viel gemeistert hat und meistern musste, weil ich nicht mal eben so frei bekommen habe und direkt vor dem Umzug auch noch Spätdienst machen durfte. Die Frau, die diesen wundervollen Sohn zur Welt gebracht hat und nun als Mutter noch liebenswerter ist. Reicht. Ich will hier nicht überschwänglich werden. Sie ist meine. Frau! Nicht Mutter. So! Sie ist toll. Meistens. (Gut, das hätte ich so vielleicht nicht schreiben sollen …) Danke! Für alles. Für das was war, was ist und was sicher noch kommen wird. Wir werden hoffentlich immer einen gemeinsamen Nenner finden. Denn: „Liebe ist auch, sich streiten und kloppen zu können. Ohne dabei über eine Trennung nachzudenken.“ Liebe eben. Verbundenheit.
Da haben wir dann den Salat. Ich liebe mein Frau, meinen Sohn, meinen Job und das Leben. Das ist es wohl, was alle mit Stabilität meinten, oder? Ich habe aber auch noch ein paar Dinge ganz gerne. Menschen zum Beispiel. Ein paar zumindest. All die Freunde, die mir seit Jahren ein Halt sind und die irgendwie immer da sind. Egal wie. Sie sind es. (Auch wenn ein paar von euch richtig einen an der Birne haben! Aber so richtig! Ihr Vögel!)
Und jetzt Standardkram … danke an Follower bei Twitter, Fans bei Facebook und Leser hier. Blah, blah, blah. HALT! Nein! Ich bin wirklich dankbar. Ich hätte nach wie vor nicht gedacht, dass so viele hinter mir her sein werden und die geistigen Ergüsse eines depressiven Menschen auf dem Weg in ein stabiles Leben lesen wollen. Wirklich nicht! Danke für all die Kommentare, Replies, Likes, Favs, Mails und Nachrichten. Ich lese alle. Immer.
Kommt gut durch die Feiertage und ins neue Jahr – egal, wie ihr diese Tage verbringt oder verbringen müsst.
Ein Kommentar
Unglaublich schön geschrieben Herr Bock, die Worte berühren – tief und noch immer habe ich Tränen in den Augen.
Ich wünsche dir und deinen Liebsten ein wundervollen Weihnachtsfest!