Manchmal bin ich einfach müde. Müde vom Alltag. Manchmal bin ich einfach kaputt. Kaputt vom Denken und arbeiten. Manchmal fühle ich mich schlapp. Schlapp von all dem „zu viel am Tag“. Manchmal bin ich wirklich müde. So müde, dass ich nicht aufstehen möchte. Und ich bin vielleicht auch so müde, dass ich mich nicht bewegen mag. Eigentlich kann ich es auch gar nicht. Doch ich muss. Aber ich bin müde. Müde von der Arbeit. Und müde von all dem drumherum. Ich bin so müde, dass ich nicht mal schreiben mag. Oder lesen, obwohl mich so vieles interessiert. Manchmal bin ich auch einfach frustriert. Frustriert, weil ich kaum Zeit für das habe, was mich interessiert. Und dann verliert es das Interesse. Mein Interesse – weil ich müde bin.
Manchmal bin ich einfach müde. Müde vom Alltag. Und ich möchte den Alltag ausschalten. Alles in mir schreit nach Stille und Langeweile. So langweilig, dass ich wirklich nichts tue und meine Müdigkeit genießen kann. Und dann bin ich plötzlich wach. So wach, dass ich mich erschrecke. Ich erschrecke mich, weil ich die Melancholie spüre, die mich wieder ereilen möchte. So schnell, dass ich aufpassen muss, nicht den Halt zu verlieren.
Nun bin ich also wach. Und eigentlich auch müde. Ich möchte etwas machen, aber ich fühle mich kaputt. Alles dreht sich dabei und ich verschwende Zeit. Zeit, die ich eigentlich nicht habe, denn ich möchte mich ja interessieren. Ich kann mich aber auch nur interessieren, wenn ich die Zeit nutze und nicht vergeude. Und so bin ich eben halt doch wieder müde.
Manchmal bin ich einfach müde. Von all dem Denken. Von all dem Gegensteuern. Von all dem „selbst überreden müssen“. Von all … nun, ich bin müde. Auch dazu. Und die Stille? Wird zu laut, wenn es langweilig und ruhig ist. Also stehe ich doch wieder auf, um nicht mehr müde zu sein.
Heute bin ich müde.
Müde zu sein ist nicht verwerflich. Manchmal frage ich mich, wovon ich müde bin. Sind es die Aufgaben? Ist es zu viel? Setzt mir das zu? Investiere ich zu viel in das, was ich tun möchte, reibe ich mich auf oder gehe ich einen wenig, der mehr Kraft kostet, als er soll? Heute bin ich müde. Müde von all dem Denken und Arbeiten an mir selbst – in den letzten Tagen. Denken, fühlen, gegensteuern, wahrnehmen, überprüfen, auflösen, erkennen – müde. Es passiert so viel, ich nehme so viele wahr, ich mache so viel mit. Und das macht müde. All die Eindrücke und Gedanken verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind – scheinbar uninteressant für mich, sonsst könnte ich mich doch erinnern. Es kostet Kraft und Überwindung, in den Phasen noch andere Sachen zu erledigen, als nur mit mir zu arbeiten. Ich müsste mich entscheiden, aber ich kann das nicht. Ich möchte alles und schaffe doch fast nichts. Was ist schon fast nichts? Wie viel ist fast nichts? Ist mein fast nichts auch dein fast nichts? Die Fragen, das Denken, es macht müde. Jeden Tag. „Der Kopf muss doch mal aufhören zu arbeiten.“ Nein, leider nicht.
Manchmal ist also heute. Heute ist die Müdigkeit. Heute ist der Tag, an dem ich eigentlich nichts weiter machen möchte, als zu sein. Hier irgendwie rumzuliegen und nichts zu machen, weil ich müde bin.
4 Kommentare
Hallo, mir gefällt Ihr Blog… obwohl, „gefallen“ vielleicht nicht ganz der passende Ausdruck zu sein scheint. Trotztdem, ich lese Ihren Blog gerne, weil ich selbst mit meinen Depressionen zu kämpfen habe, und das schon seit etwa 40 Jahren. Nun, ich bin nach Südamerika ausgewandert und habe natürlich meine Depressionen mitgenommen…. Vielleicht war es nicht die beste Idee mit Depressionen nach Südamerika auszuwandern. Manchmal hätte ich auch Lust einen Blog mit Erfahrungen zu füllen; oder vielleicht ein Buch zu schreiben. Aber manchmal bin ich einfach müde. Müde vom Alltag in Südamerika; und es fällt mir schwer, meine Erinnerungen beisammen zu halten und darüber zu schreiben. Es ist so, als ob das Vergangene langsam im Treibsand meiner Erinnerungen verschwindet…..
Hallo Marco,
danke für deinen Kommentar. Ehrlich gesagt, weiß ich gerade nicht, was ich wirklich schreiben soll. Ich würde es gerne mit einem wohlwollenden Nicken und kleinem Lächeln zur Kenntnis nehmen.
Grüße!
Kurz beschrieben „müde vom Leben im Schatten“.
Im Schatten der Melancholie.
Gedanken und Seelengut fein säuberlich und leicht leserlich mit der Feder „Talent“ auf das „Papier“ gebracht.
hochachtungsvolle Grüße vom jungen Schwaben auf Wanderschaft.
Ich bin seit 29 Jahren müde (seit meinem 9 Lj.) und manchmal weiß ich nicht, woher ich die Kraft noch nehmen soll. Ständig kämpfen, ständig aufstehen… ich bin es so leid! Und trotzdem hat mein 8jähriger wundervoller Sohn eine muntere Mutti verdient. Also Kopf hoch und wenigstens für ihn stehen.