Während ihr wahrscheinlich gerade vom Tanz in den Mai nach Hause kommt, sitze ich hier schreibend und lasse die letzten zwei Jahre nochmal präsent werden. Es ist 5.40 Uhr. Warum mein Körper mich an arbeitsfreien Tagen zu dieser Zeit aus dem Bett scheucht, weiß ich noch nicht. Vielleicht ist das aber die Quittung dafür, dass ich die abendlichen Einschlafprobleme – bis auf ein paar wenige Tage – in den Griff bekommen habe. Schlimm? Nein, keinesfalls. „Wer früher wach ist, hat mehr vom Tag.“ Oder? So bin ich in der glücklichen Lage, jeden Morgen den Sonnenaufgang – mit meiner Tasse Kaffee in der Hand – zu beobachten. Heute nicht! Heute fliege ich nochmal über alle Überschriften meines Blogs und schaue, was sich in zwei Jahren Schreiberei ergeben hat.
Sicher habt ihr nicht alles gelesen, oder? Ihr habt mich erst später gefunden, richtig? Vor zwei Jahren habe ich das erste Mal richtig reflektiert offen gesagt, was los ist: „Depressionen.“ Es ging um verletzte Kinder, es ging um Verantwortung, es ging um Eltern und dem Abschied, es ging um Oppa (noch immer mit Doppel-P!), es ging um die Kraft der Gedanken und wie wichtig die Therapie ist, es ging um knallharte Antworten aus dem Umfeld, es ging um die Sinnfrage. Ich wollte lieben, was ist – ich tue es noch. Ich wollte kurz was, ich will es immer noch. Manchmal geht auch nur ums Zuhören, nicht reden! Und dann wurde es Zeit, dass meine Gedanken und die Depression mal ne Zeit in Urlaub gehen.
Die Umsetzung des Plans klappt ja dann auch immer nur bedingt. Das ist wie mit Kindern, da kannst du planen wie du möchtest, es kommt immer anders. Die größte Errungenschaft in den zwei Jahren? Ob sich mein Schreiben gelohnt hat? War es richtig, dass ich mich selbst der Öffentlichkeit stelle? Hatte es Nachteile?
Nennen wir die Dinge doch beim Namen: Ich habe es überlebt. Nein, nicht als Floskel! „Mein Freund“ hat mich oft an den Rand des Wahnsinns gebracht, doch ich hatte die besseren Unterstützer. Und ich habe es überlebt! Die größte Errungenschaft der in dieser Zeit ist definitiv die Wahrheit. Die Wahrheit über mich. Und die damit verbundene Selbstfürsorge, die Reflexionen, das Schreiben und Menschen. Menschen, die mich in der Zeit begleitet haben. Menschen, die mich einfach über das Kontaktformular angeschrieben haben und mutig ein paar Worte loswerden wollten. Die Diskussionen, die Kommentare, die Tweets und Reaktionen. Für mich war der Schritt mit dem Blog vor 2 Jahren der genau richtige Weg. Es ist eine Art Therapie geworden. Auch wenn ich hier nicht immer sauber recherchiert, grammatikalisch richtig und korrekt schreibe, hey, es ist mein Blog, oder? Und der Inhalt der Beiträge zählt.
Was die Zukunft bringt? Eine Menge. Die Zukunft wird schön. Ich weiß es. Ich werde die Schönheit nicht immer erkennen, doch ich werde mein Leben genießen. Ich will es genießen. Ich werde zweifeln und fragen, doch mich entscheiden müssen. Ich werde nicht immer alles verdrängen, weil es schlecht ist. Schlecht ist gut. Gut kann auch schlecht sein. Die Grundsteine habe ich in den letzten Jahren gelegt, sie müssen nur noch ordentlich verputzt und geklinkert werden, damit auf dem Fundament ein schönes Haus steht. Ich bin nicht frei von der Depression und ich werde es auch noch nicht sein. Meine Themen werden sich ändern, ich werde weiter schreiben, suchen, erkennen, Rückschläge bekommen, aber leben.
Nach wie vor gilt der größte Dank meiner Partnerin. Sie, die mich nie aufgegeben hat, geweint, geflucht, gehasst … aber nie die Liebe verloren hat. Sie, die mit mir diesen Weg zusammen gegangen ist, mir meine Freiheit gegeben und doch ein wachsames Auge hatte. Sie, die nie die Hand losgelassen hat, selbst wenn es schwer war. Es ist nicht immer einfach, auch ihren Blick zu haben, mich in ihre Lage zu versetzen, mich dann zu sehen und zu erkennen, dass viele Situationen aus meinem Verhalten (oder komischen Blick) entstehen. Sie, die einfach manchmal nur Angst hatte und aus der Angst sich selbst etwas entfernt hat. Sie, die meine Worte und Entscheidungen genauso teilt, kritisiert, unterstützt oder schweigend in Kauf nimmt. Niemand sagte, dass Liebe einfach ist. Und es sagte auch niemand, durch welche schweren Momente wir gehen, wenn ein Teil des Ganzen mal eben bricht. Sie, die eine neue Liebe mit sich trägt. Sie, die ein „Wir“ zu einer Familie werden lässt. Sie, ist die wunderbarste Person. Ich liebe dich!
Und da ich von Entscheidungen schon geschrieben habe, habe ich auch endlich eine getroffen. Ich sollte was aus meiner Schreiberei machen. Habe ich. Immer wieder angefangen, verworfen, angefangen, gelöscht, wieder angefangen, beiseite gelegt und dann jetzt das Gefühl, dass es sein muss. Die Zweifel, ob das wirklich richtig ist, sind nicht weg. Aber ich mache es. Manchmal muss man eben alles riskieren. Passend zum Geburtstag wird (erstmal) das eBook erscheinen …
Am Ende bleibt mir nur noch der Dank an euch! Für die Kommentare, Likes, Sterne, das Lesen, die Nachrichten, die Gespräche. Auch wenn ich an meinen Grundsätzen festhalte, dass ich hier für mich schreibe, seid ihr ein Teil davon geworden.